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Mikrokreditschulden: Kreditnehmer*innen in Kambodscha droht Verlust von Land

Vertreter*innen der kambodschanischen Zivilgesellschaft (u.a. NGOs, Communities, Gewerkschaften) warnen vor einer Enteignungswelle im Land. In Kambodscha haben mehr als 2,5 Millionen Menschen einen Mikrokredit aufgenommen. Da durch die Corona-Pandemie der Verlust tausender Arbeitsplätze, z.B. in der Textilindustrie, droht, werden Tausende anstehende Tilgungen und Zinszahlungen nicht mehr aufbringen können. Da Mikrokredite in Kambodscha oft mit Landtitel besichert sind, könnten besonders ärmere Familien, die in Zahlungsschwierigkeiten kommen, so ihr Land verlieren. Aktuelle Berichte der Zivilgesellschaft unterstützten diese Annahme. NGOs, auch in Deutschland, fordern daher eine Aussetzung der Tilgungs- und Zinszahlungen. Zwei Verbände der Finanzbranche reagierten ihrerseits mit einem offenen Brief, indem sie Korrekturen der Berichte fordern, was die Organisationen zurückweisen.

Währenddessen nehmen die Existenzängste unter den Betroffenen weiter zu, was sich auch auf drastische Weise in der Zunahme häuslicher Gewalt – teilweise mit tödlichem Ausgang – und einem Anstieg der Suizidrate widerspiegelt. Um den finanziellen Druck der Kreditnehmer*innen zu lindern, haben Anfang April 2021 erneut über 100 Gruppierungen und Interessenvertreter*innen der kambodschanischen Zivilgesellschaft nachdrücklich gefordert Tilgungs- und Zinszahlungen für mindestens drei Monate auszusetzen. Indessen können Kreditinstitute weiter Rekordgewinne verzeichnen, da sie zwar die Aussetzung von Tilgungszahlungen gewähren, dies jedoch zum Anlass nehmen, um Kreditverträge umzugestalten und Zinsen zu erhöhen. Mittel- bis langfristig wird sich die Lage für Kreditnehmer*innen unter diesen Voraussetzungen nur weiter verschlechtern. Im Juni 2021 veröffentlichten die beiden NGOs LICADHO und Equitable Cambodia einen weiteren Bericht, der das Ausmaß der Mikrofinanz-Überschuldungskrise in 14 Gemeinden innerhalb acht Provinzen aufzeigt und Betroffenen eine Stimme gibt.

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