Die Mikrofinanzbranche boomt in Kambodscha. Mehr als hundert Banken, Mikrofinanzinstitute (MFI) und ihre Agenten versuchen, möglichst viele Kreditverträge unter die 16 Millionen Einwohner zu bringen. Der Markt ist längst gesättigt, viele Kreditnehmer überschuldet.
Menschenrechtsverletzungen durch Mikrofinanzboom
Menschenrechtsorganisationen erheben schwere Vorwürfe: Können Schuldner ihre Raten nicht zahlen, gehen ihre Kinder arbeiten statt zur Schule, es gibt kaum noch zu essen oder Grundstücke werden verkauft. Die MFI finanzieren sich unter anderem mit Entwicklungshilfegeldern und mit verzinsten Krediten so genannter ethischer Investoren aus Deutschland.
Die Veranstaltung fand im Kölner Allerweltshaus statt. Nach einer Einführung wurde ein ca. fünfzigminütiges Radio-Feature des Journalisten Gerhard Klas in einem schön gestalteten Ambiente abgespielt. Gerhard Klas hatte 2023 in Kambodscha zu Mikrokrediten umfangreich recherchiert.
Rege Diskussion und Fragen zu Mikrokrediten
Anschließend stellten sich Gerhard Klas und Mathias Pfeifer von der Menschenrechtsorganisation FIAN Deutschland den Fragen und Kommentaren des Publikums sowie des Moderators Luis Rühle. Gerhard Klas erläuterte u.a. Finanzierungsmechanismen und die globale Relevanz der Branche. Weiter gab er Einschätzungen zu den Dynamiken der Mittelvergabe und die Lebensrealitäten von Schuldner:innen. Dabei ging Klas auch punktuell auf Beispiele seiner langjährigen Arbeit in südasiatischen Ländern, wie z.B. Bangladesch, ein.
Mathias Pfeifer ergänzte neuere Entwicklungen in Kambodscha und gab Einblicke in den Kontext des südostasiatischen Landes, insbesondere hinsichtlich der Menschenrechtssituation und fehlender Rechtsstaatlichkeit. Beide gingen auch näher auf die Rolle von Geldern der Entwicklungszusammenarbeit im Mikrofinanzsektor und auf die Verantwortung der beteiligten deutschen Akteure ein.
Nicht dabei gewesen, aber nun Interesse am Thema?
Das Feature kann hier gestreamt werden:
In der Schuldenfalle - Ruin durch Mikrokredite in Kambodscha
Die Veranstaltung wurde gemeinsam von Allerweltshaus, FIAN Deutschland, attac Köln und der Stiftung Asienhaus organisiert.
