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Veranstaltungsbericht: Mikrokredite – Ein Weg in die (Un)abhängigkeit?

Mikrokredite Diskussion

Wann sind Mikrokredite sinnvoll? Welcher Kriterien bedarf es, damit die Kredite funktionieren? Darüber wurde bei einer Abendveranstaltung diskutiert.

Mikrokredite – Ein Weg in die (Un)abhängigkeit? Unter dieser Frage haben die Referent:innen Ulrike Lohr (SÜDWIND-Institut), Mathias Pfeifer (FIAN Deutschland) und Jutta Hinrichs (Pax-Bank) am 9. Mai 2023 in der VHS Bonn ihre Expertise zum Thema Mikrofinanzierung geteilt. Die Finanz- und Wirtschaftsjournalistin Christina Keppel moderierte die Abendveranstaltung.

Von Mikrokrediten zu finanzieller Inklusion

Ulrike Lohr von SÜWIND führte in das Thema ein. Sie skizzierte die Entstehung des Mikrofinanzsektors, und wie sich dieser vom Fokus auf Mikrokredite hin zu einer Vielfalt von Angeboten zur finanzieller Inklusion entwickelt hat. Zudem gab Lohr einen Überblick über die Höhe der Investitionen und ging auf die Wirkung von Mikrofinanz ein. Einige Effekte seien nachweisbar, andere blieben aber offen bzw. seien nicht wissenschaftlich belegt.

Jutta Hinrichs von der Pax-Bank berichtete über Ansprüche und Ziele aus der Perspektive eines ethischen Investors. Sie führte auf, welche Kriterien bei der Auswahl der Mikrofinanzinstitute angewendet werden und wie sozial-ökologische Risiken begrenzt werden können.

Mathias Pfeifer von der Menschenrechtsorganisation FIAN Deutschland ging auf das Fallbeispiel Kambodscha ein. Dort werden Mikrokredite oft mit Land besichert. Dies kann zu schuldengetriebenen Landverkäufen führen. Er zeigte Ursachen für die Überschuldungspirale auf und zeigte anhand einer eindrücklichen Grafik, welche Summen aus Mikrofinanzfonds an kambodschanische Mikrofinanzanbieter fließen: Etwa aus Investments der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sowie von privaten Investoren.

Die Diskussion drehte sich in erster Linie um die Rahmenbedingungen, die für erfolgreiche Kleinkredite im Sinne der Kund:innen im Globalen Süden notwendig sind. Zudem warf die Lage der Schuldner:innen in Kambodscha viele Fragen auf. Kritisch hinterfragten Teilnehmende aus dem Publikum die Rolle der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. 

Lokaler Kontext entscheidend

Abschließend warf Christina Keppel nochmal die Leitfrage des Abends in den Raum:  Können Mikrokredite einen Weg in die Unabhängigkeit darstellen, oder schaffen sie neue Abhängigkeiten? Die Meinungen der Referent:innen und Teilnehmenden dazu gingen zwar auseinander,  einig war man sich jedoch in einem Punkt: Investor:innen sollten genau hinschauen, wo, mit wem und unter welchen Bedingungen sie investieren. Der lokale Kontext sei entscheidend. Wo de facto Rechtsstaatlichkeit und sattelfeste Regularien fehlten, könne Mikrofinanz nicht funktionieren.

Die Veranstaltung fand in Kooperation der VHS Bonn mit der Stiftung Asienhaus und FIAN Deutschland statt.

Hinweis Online-Veranstaltung

Um das Thema Mikrokredite auch interessierten Personen außerhalb des Rheinlands zugänglich zu machen, bieten wir am 28. Juni um 15 Uhr ein Webinar an:

Bericht: Raphael Göpel

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